MKW <=> Wohnmobil

Autor: Roland Brand



Zwischendurch mal eine etwas andere Seite. Es gibt nämlich etwas zu feiern. Mein Wohnmobil wird im Jahr 2024 40 Jahre alt. Von diesen 40 Jahren gehörte es dem THW 18 Jahre und mir 22 Jahre. Ich denke das ist ein guter Anlaß mal vom sonst üblichen Schema abzuweichen und auf den Inhalt der vorherigen 6 Seiten zu blicken. Was hat sich in der Zeit getan, was von meinen Ideen aus den Anfangstagen ist Wirklichkeit geworden.

Das es dieses Auto geworden ist, war nicht selbstverständlich. Es ist vielmehr das Ergebnis von Ernüchterung und Gelegenheit. Wie viele, die mit sowas anfangen wollen, war mein erster Gedanke einen Unimog zu kaufen. Also machte ich mich auf die Suche. Auf dem Markt damals waren U435 mit Pritsche und U404 mit Funkkoffer der Bundeswehr. Ganz selten waren U435 mit Kofferaufbau im Angebot. Sehr schnell mußte ich dann feststellen wieviel Schrott auf dem Markt war, wo sich ein 2. Leben nach dem Behördenleben nicht rechnete. Das, was nicht Müll war, war im Falle von U435 in der Anschaffung zu teuer oder im Fall von U404 im Unterhalt/Umbau zu teuer. Also erweiterte ich mein Suchschema und fand dann durch Zufall dieses Auto in der Nähe meines Heimatortes.

Das Bild neben diesem Absatz zeigt den Angebotseintrag in der Verkaufsausschreibung der Vebeg von damals. Nicht sehr viel Information und Fotos waren damals auch eher die Ausnahme. Daher kann ich auch nicht mehr sagen was genau außer der Adresse der Verkaufsstelle mein Interesse geweckt hat. Jedenfalls bin ich der Empfehlung der Vebeg gefolgt und habe einen Besichtigungstermin beim THW vereinbart. Nun begab es sich zu der Zeit, daß die Elbe der Meinung war über die Ufer treten zu müssen. Über das ganze Einsatzgeschehen hat man dann meinen Besichtigungstermin vergessen, und ich stand dort dann alleine auf dem Hof. Es kam dann aber doch noch jemand vorbei, der mir das Auto zeigen konnte, aber nähere Informationen hatte er nicht für mich.

Wie ich auf Seite 1 beschrieben habe, sah ich doch Potential für das, was ich vorhatte, in dem Auto. Und ich dachte bei mir: "Gib mal ein Gebot ab. Wenn es nichts wird, ist auch nicht schlimm." Und wieder schlug das Schicksal zu in Form von 2 Briefen. Der Erste war die Information von der Vebeg, daß ich das höchste Gebot abgegeben und somit den Zuschlag erhalten habe. Ab dieser Stelle kann man vom Kauf nicht mehr zurücktreten. Der Zweite einen Tag später war die Kündigung meines damaligen Arbeitgebers wegen Arbeitsmangel.

Das Geld für das Auto hatte ich vorher schon zur Seite gelegt und ich hatte das Glück den Wagen bei einem Freund unentgeldlich unterbringen zu können im Tausch dafür auf dem Gelände Rasen mähen zu müssen. Im Nachhinein betrachtet, war das gut für mich, weil ich in der Zeit, in der ich eine neue Arbeit gesucht habe, Besschäftigung hatte und nicht zuhause rumsaß und das Muster meiner Rauhfasertapete auswendig lernte. Diesem Umstand ist auch geschuldet, daß ich möglichst viel von dem Auto für den Umbau verwendet habe. Andererseits mußte ich möglichst billig Material einkaufen, was sich später dann rächen sollte, siehe die weiteren Berichte über Reparaturen.

Auf den Umbau möchte ich hier nicht weiter eingeben. Der ist auf Seite 1 gut beschrieben.Aber ein paar Anmerkungen zu dem, wie ich mich dabei gefühlt hab. Man kann den Umbau in drei Teile unterteilen: Abbruch, Vorbereitung/Reparatur und Aufbau. Der erste Teil besteht nur aus zerstören, rausreißen, abschrauben. Irgendwann mitten in dieser Phase hab ich dann den vorderen Tisch gebaut. Immer nur kaputt machen schlug mir langsam aufs Gemüt. Ich wollte zwischendurch mal was zusammenbauen. Der zweite Teil ist der längste und zeitintensivste, aber gleichzeitg auch der, bei dem man lange Zeit fast keine Veränderungen sieht. Auch das schlug mir aufs Gemüt, aber da half nur Durchbeißen. Der letzte Teil geht dann auf einmal unheimlich schnell. Täglich sieht man große Veränderungen. Das entlohnt dann für das Durchbeißen beim vorherigen Teil. Und auf einmal steht das Ergebnis vor einem. Ein Gefühl der tiefen Zufriedenheit machte sich bei mir breit.

In den Ausblicken auf Seite 1 rede ich von einem Besuch in Canada. Das war vor 20 Jahren. Seitdem ist viel Wasser durch den Atlantik geströmt. Die erwähnte Freundschaft von damals gibt es nicht mehr und ich habe es auch bisher nicht aus Deutschland heraus geschafft. Ich vermisse es aber auch nicht. Es gab so gewisse Fahrten, die ich machen wollte. Die werden auf den weiteren Seiten auch erwähnt. Auf Seite 3 ziehe ich im Absatz Fahrten das Fazit, daß Deutschland viel zu bieten hat. Es ist wunderschön und abwechslungsreich, und ich werde noch lange nicht behaupten können ich hätte alles gesehen und müsse von nun an ins Ausland. Ich stelle dies auch immer wieder bei kleineren Tagestouren in Niedersachsen und Ostwestfalen fest, wenn ich Bewegungsfahrten mache.

Ab Seite 2 schreibe ich dann vom Alltag mit dem Auto. Mir war von vornherein klar, daß dies Projekt eine ewige Baustelle sein wird, und das war auch Teil des Plans. Wenn ich mich der Arbeit am Wohnmobil widme, bin ich darauf konzentriert und alle anderen Gedanken treten in den Hintergrund. So etwas in der Richtung erwähne ich auch im anderen Teil dieser Webseite über mein Hobby Boot. Alles, was mich sonst beschäftigt, ist weg, nur die Arbeit am Wohnmobil zählt. Wenn ich dann nach Hause fahre, bin ich oft körperlich erschöpft aber geistig tiefenentspannt. Man könnte fast sagen es hat was meditatives. Natürlich gibt es dabei auch Frustmomente. Durch die ganze Geschichte der Ausbauten und Reparaturen zieht sich das Thema Wassereinbruch im hinteren Aufbau. Das habe ich bis heute nicht im Griff, ich konnte immer nur die eintretende Menge verringern. Ein Berufsschullehrer von mir sagte einmal: "Wasserdicht heißt nur, daß man es dem Wasser schwer macht wieder herauszukommen." Wie recht er doch hatte!

Ich hab dabei auch immer versucht einen gesunden Mix aus Reparatur und weiterem Ausbau zu finden. Wenn ich irgendwelche Sachen geschenkt bekomme, überlegte ich mir immer ob ich was für mein Wohnmobil daraus machen kann, siehe z.B. die Geschichte mit dem Bordcomputer auf Seite 2. Die Software dafür, die ich selbst geschrieben habe, ist inzwischen auf Versionsstand V1.6. Es gibt immer wieder Verbesserungspotential. Oder als die 230V-Elektrik dazukam, brauchte ich zusätzlich die Überwachung der Einspeisesteckdose, damit ich nicht aus Versehen mit angeschlossenem Kabel losfahre. Das ist sogar einmal passiert, allerdings habe ich es bemerkt, bevor etwas passiert ist. Die Unterbodenbeleuchtung (Einbau Seite 2) z.B. wurde ursprünglich mit Halogenscheinwerfern gebaut. Diese hab ich inzwischen gegen LED-Scheinwerfer ausgetauscht, was den Stromverbrauch doch erheblich verringert. Siehe das Bild links. Oben Halogen, unten LED. Helligkeit gleich, Stromverbrauch fast 90% geringer. Und da wir gerade beim Strom sind, die 230V-Elektrik hab ich auch erstmal eingebaut und dann später, nach den ersten Erfahrungen damit, besser gemacht und noch erweitert.

Ein weiterer großer Punkt sind Altererscheinungen. Ein gutes Beispiel sie die Polster der Rückbände, siehe Seite 3. Und der ewig währende Kampf gegen den Rost. Das Bild rechts zeigt nur einen kleinen Ausschnitt davon. Erst in letzter Zeit hab ich mich mehr der Fahrzeugtechnik zugewand. Das wurde auch Zeit. Schließlich soll mein Schätzchen die nächsten 40 Jahre auch noch halten.Ein Punkt dabei sind Wartungsfehler aus der Vergangenheit wie Flüssigkeitsstände nicht überprüft oder Schmierstellen übersehen. Auch ich muß mir diesen Schuh anziehen, weil ich mich erst jetzt darum kümmere. Leider gestaltet sich die Ersatzteilsuche immer schwieriger. Es gibt aber Firmen, die Fans von Expeditionsfahrzeugen mit Ersatzteilen versorgen.

Auf Seite 4 spreche ich das auch deutlich an. Mein Wohnmobil hat fast schon menschliche Züge. Wenn ich es eine Weile vernachlässige, fängt es an zickig zu werden. Und ich gestehe ihm zu: zu Recht. Durch meine Arbeit beim THW kenne ich das Thema Standschäden bei Einsatzfahrzeugen zur Genüge und sollte es eigentlich besser wissen. Auf Seite 6 beschreibe den bisher größten Standschaden mit dem Problem an der Kupplung. Anderersteits bin ich bisher von ernsthaften Reparaturen verschont geblieben. Ich denke das hängt damit zusammen, daß, wenn ich mein Auto bewege, dann läuft es auch mindestens 50-80km und wird richtig warm. Es ist mir aufgefallen, daß es früher im kalten Zustand sehr unwillig lief und das ist heute nahezu verschwunden.

Es gab jedenfalls für mich in den vergangenen 22 Jahren sehr viel zu erleben. Emotional war es eine Achterbahnfahrt. Der Spaß beim Fahren und wenn meine Bauvorhaben funktionierten, oder auf der anderen Seite die Niedergeschlagenheit, wie z.B. auf Seite 4 beschrieben wie ich Schimmel in den Wänden hatte und mit dem Innenausbau quasi nochmal von vorne anfangen mußte. Letzteres waren dann Momente, wo ich das Ganze hinterfragt habe ob es noch einen Sinn hat weiter zu machen. Nach ein bis zwei Tagen Überlegung habe ich diese Frage bisher immer mit Ja beantworten können, weil ich mich dann an den Spaß und und die glücklichen Momente bei meinen Reisen erinnerte. Und mit dem Optimismus kamen vielfach auch die glücklichen Fügungen zurück. Diese 22 Jahre sind eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Sie haben meinen Horizont erweitert, räumlich gesehen wie auch im übertragenen Sinn. Ich habe sehr schöne Ecken von Deutschland sehen dürfen und habe meine Kenntnisse über das Schrauben an Fahrzeugen deutlich erweitern können.

Und noch ein letzter Punkt: Geld. Ich habe in dieser Zeit einen höheren 5-stelligen Betrag in dieses Auto gesteckt und ich bin der festen Überzeugung es war jeden einzelnen Cent wert. Man sollte ohnehin nicht mit rationalen Überlegungen an ein Hobby herangehen, weil man es dann gleich sein läßt. Ein Hobby sollte dazu da sein jemanden glücklich zu machen und vom sonstigen Alltag abzulenken. Das hat mein Auto definitiv geschafft. Mir gibt das Hobby soviel zurück, trotz oder vielleicht auch wegen der vielen Aufs und Abs, sodaß ich es gerne nochmal so lange ausüben will.





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